Renate Haberer – die ‚falsche Waise‘ in der Schweiz
Renate Haberer, am 23. Dezember 1932 geboren, lebte in Offenburg, wo sie aber nicht eingeschult wurde. Stattdessen besuchte sie bereits als 6-jährige die jüdische Zwangsschule für Kinder in Freiburg. Da der Schulweg so weit war, fuhr sie mit den Schwestern Eva und Myriam Cohn, die sich in der gleichen Situation befanden, immer am Anfang der Woche nach Freiburg, wo sie wochentags bei einer Tante in der Eschholzstraße wohnte. Am 22. Oktober mussten alle Schüler die Schule vorzeitig verlassen, nach Hause fahren und wurden in das Internierungsslager Gurs abtransportiert.
Nach vier Monaten menschenunwürdigen Lagerlebens konnte die jüdische Kinderhilfsorganisation Œuvre de Secours aux Enfants (OSE) 50 Kinder aus dem Lager befreien. Von Februar 1941 bis März 1942 war sie in einem Waisenhaus in der Nähe von Toulouse untergebracht. Ende 1942 floh sie auf abenteuerliche Weise mit ihrer jüngeren Schwester in die Schweiz. Bis zum Kriegsende verbrachten die beiden Schwestern in der Schweiz. Obwohl ihr Vater bereits 1938 nach Dachau verschleppt worden war, hatte die ganze Familie durch die Hilfe der Resistance die Zeit des Nationalsozialismus in Südfrankreich überlebt und konnte im Juni 1947 nach Amerika auswandern.