Geschichtswerkstatt der Lessing-Realschule Freiburg

29.03.2024

Gedenken am Yom HaShoah

Grußwort von RDD an Eva Cohn Mendelsson

Liebe Eva,

heute treffen wir Dich per Zoom während des Gedenkgottesdienstes, den wir als Geschichtswerkstatt am Yom HaShoah (8. April 2021) mittragen dürfen. Im Nachhinein wollen wir Dir die besten Glückwünsche zum 90. Geburtstag nach Ross-on-Wye in England aussprechen!

Es ist ein zutiefst trauriger Anlass: Schüler*innen, Eltern, eine Studentin und die neue Rektorin der Lessing-Realschule Frau Heeg lesen die Namen der nach Gurs deportierten 360 Freiburger Juden. Wir gedenken ihnen stellvertretend für die Ermordung von unvorstellbaren 6 Millionen einzelnen Schicksalen.           --Heute schließen wir besonders Deine Mutter Sylvia und Deine Schwester Esther, die in Auschwitz ermordet wurden, in das Gedenken mit ein!--

Liebe Eva, Du hast so viele Male vor Schulklassen in Freiburg gesprochen und bist mit den Jugendlichen ins Gespräch gekommen. Dafür danken wir Dir recht herzlich ! Viele Jugendliche sind für ihr Leben geprägt worden. Wir hoffen, dass wir Dich bald wieder an der Lessing-Realschule begrüßen dürfen!

Bei der Unfassbarkeit der Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist für uns sehr bewegend, dass es mutige Menschen gab, die vielen jüdischen Kindern und Jugendlichen halfen, zu überleben. –

Du und Deine ältere Schwester Miriam wurden vom Heimleiter Henri Couvot im Kinderheim Aspet und von anderen helfenden Menschen versteckt und entkamen so der deutschen Besatzungsmacht und den französischen Kollaborateuren. Diese machten ab 1942 Jagd auf jüdische Kinder. In diesem Heim Aspet wurden 43 Kinder gerettet.

Ingesamt wurden von 560 nach Gurs verschleppten Kinder 410 gerettet. Das sind 73 %!!          Das hat das Ehepaar Brigitte und Gerhard Brändle mit Unterstützung der Israelitischen Gemeinde Badens recherchiert. Es gibt eine digitale Version der Recherchen.                                                       Dank des Fluchthelfers Georges Loinger und anderen Helfer*innen konnten Du liebe Eva und Deine Schwester Myriam über die Grenze bei Annemasse und Genf in die rettende Schweiz fliehen. Den über 100 gefundenen HelferInnen gilt der BAUM FÜR STILLE HELDEN auf unserem Schulhof der Lessing-Realschule.

Wie entstand unser gemeinsames Gedenken heute? Trotz Osterferien und Pandemiebedingungen fand ich 7 Jugendliche und 6 Erwachsene, die heute in diesem Gedenkgottesdienst aktiv erinnern wollen!

Das Besondere ist, dass wir heute mit einer überzeugenden Vielfalt erinnern und gedenken: Generationenübergreifend und mit verschiedenem kulturellem Hintergrund.            Jugendliche aus zwei Schulen. Die fünf Jugendlichen der Lessing-Realschule sind Mitglieder der Geschichtswerkstatt und die zwei Schülersprecher. Sie sind erst 14 und 15 Jahre alt!

Noch sehr neu ist für mich das Wissen um die Oma einer Schülerin der Geschichtswerkstatt, die mit nur 4 Jahren mit ihrer Mutter u.a. das Vernichtungslager Natzweiler-Struthof erleben musste, nur weil sie aus einer Sinti-Familie stammte. Hier zeigt sich eine gelebte Solidarität unter den Opfergruppen, wenn Sinti-Nachkommen jüdische Opfernamen lesen und gedenken. –---- Es freut uns auch, dass unser Schulsprecher muslimischen Glaubens gerne beim Namenlesen mitmacht und der jüdischen Opfer aus Freiburg gedenkt.

Mit dem Gedenken heute leben wir DEMOKRATIE. Das Gedenken heute ist ein Zeichen für ein offenes Freiburg gegen Rassismus, gegen zunehmenden Antisemitismus und gegen Antiziganismus.

 

         DANKE!                                  ALLES GUTE WEITERHIN!

                 DIR, DEINER FAMILIE UND DEINEN FREUNDEN!